Wem die Stunde schlägt: Altstädter Rathausturm in Prag wird restauriert

Foto: ČTK

Immer zur vollen Stunde versammeln sich dort die Prag-Besucher: am Altstädter Rathausturm. Denn dann geht das Glockenspiel los. Doch der Turm muss nun restauriert werden und mit ihm auch die Aposteluhr. Die Arbeiten beginnen demnächst, sie dauern bis Herbst kommenden Jahres.

Altstädter Rathausturm  (Foto: ČTK)
Es ist zehn Uhr am Montag, zahlreiche Besucher stehen unter dem sogenannten Orloj, der Aposteluhr am Rathausturm – selbstverständlich auch aus Deutschland. Ein Mann aus einer Reisegruppe meint:

„Mich reißt es zwar nicht vom Hocker, aber es ist schon etwas Besonderes.“

Seine Frau wiederum entgegnet:

„Es ist nett anzusehen.“

Die Meinungen über das Glockenspiel mögen auseinandergehen, in jedem Fall gilt es zusammen mit dem ganzen Rathausturm als eine der Hauptattraktionen in der Prager Innenstadt. Das Bauwerk stammt aus dem 14. Jahrhundert. Nun steht aber auf dem Altstädter Ring ein gelb-weißer Bauzaun um es herum. Was es damit auf sich hat, erklärt der Sprecher des Prager Magistrats, Vít Hofman:

„Die Statik der Balustrade oben am Turm ist angegriffen, allerdings nicht so, dass etwas herabfallen könnte. Dennoch müssen die Steine wieder befestigt werden, denn man kann Lücken zwischen ihnen sehen.“



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Deswegen wird der Turm ab Mai geschlossen, und das bis Ende November. Weil der Blick aus 63 Meter Höhe aber sehr beliebt ist bei den Prag-Besuchern, möchte die Stadt eine Alternative anbieten. Die Tickets sollen dann nicht nur für das Altstädter, sondern auch für das Neustädter Rathaus gelten.

Aber auch noch eine weitere Maßnahme soll dort oben ergriffen werden, sagt der Prager Kulturstadtrat Jan Wolf (Christdemokraten):

„Aus Sicherheitsgründen werden zudem die Metallgitter umgestaltet. Wie manche vielleicht wissen, hat sich vor anderthalb Jahren leider ein Mann vom Turm gestürzt. Und das soll nicht noch einmal geschehen."

Beim Turm geht es also um die Sicherheit. In einer weiteren Etappe wird auch die Kapelle restauriert, und als Drittes wird die Astronomische Uhr stillstehen. Uhrmachermeister Petr Skála:

„Der elektrische Kettenantrieb, der aus der Nachkriegszeit stammt, wird entfernt. Wir kehren zurück zu einer hölzernen Trommel mit Gewichten aus Stein.“

Astronomische Uhr  (Foto: ČTK)
Mit einem solchen Antrieb haben sich die Apostel auch schon vor 1860 gedreht. Im 20. Jahrhundert wurde die Uhr aber mehrfach repariert. Und vor allem nach dem Krieg achteten die Uhrmacher nicht so sehr auf Qualität. Viel wichtiger war, dass das gute Stück wieder lief.

Damit die Technik nicht mehr so störanfällig ist, kommt die Astronomische Uhr zu Beginn 2018 in die Werkstatt. Ein halbes Jahr lang werden die Besucher dann auf eine Art Standbild starren, während das Wahrzeichen generalüberholt wird.

Ganz zum Schluss, im Sommer nächsten Jahres, soll noch im Innern des Turms saniert werden, beispielsweise die Toiletten. Denn zum Herbst müssen die Arbeiten fertigwerden, sagt Kulturstadtrat Wolf:

„Uns ist klar, dass unsere Republik im kommenden Jahr 100-jähriges Staatsgründungsjubiläum feiert. Deswegen wollen wir den Pragern rechtzeitig und feierlich ihr Wahrzeichen zurückgeben. Wir denken, dass am 28. Oktober und im ganzen Herbst 2018 das Altstädter Rathaus ziemlich ausgelastet sein dürfte.“

Autor: Till Janzer
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