Tschechische Forscher wollen sich mit Problemen der Gegenwart beschäftigen

Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Die tschechischen Wissenschaftler wollen raus aus dem Elfenbeinturm. Verstärkt möchten sie bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme helfen. Dazu könnten zum Beispiel Erkenntnisse aus der Biomedizin oder der Energieforschung dienen. So zumindest sieht es die sogenannte „Strategie 21“ vor, die von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften ausgearbeitet und am Dienstag verabschiedet wurde.

Jiří Drahoš  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die Akademie der Wissenschaften ist die größte Forschungsinstitution hierzulande. Bei ihrem Kongress hat sie eine neue Strategie verabschiedet. Jiří Drahoš der Präsident der Akademie:

„Das Motto der Strategie lautet ‚Spitzenforschung im öffentlichen Interesse‘. Nach gründlichen Debatten in der Akademie sind wir zum Schluss gekommen, dass wir uns deutlicher als eine Institution profilieren sollten, deren Aufgabe Forschung auf Spitzenniveau ist. Unsere Forschung soll sich jedoch mehr als bisher auf die Probleme der heutigen Gesellschaft konzentrieren.“

Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Laut der neuen Strategie soll dies besonders Bereiche betreffen, die von anderen Institutionen nicht effektiv erforscht werden. Die Wissenschaftler haben 14 Forschungsprogramme definiert, die für sie im Vordergrund stehen werden. Beispielsweise geht es dabei um die Möglichkeiten zur Speicherung von Energie, die Lebensqualität von schwer kranken Menschen oder auch eine effektive öffentliche Verwaltung.

Die Forschungsergebnisse sollen Ministerien und Behörden zur Verfügung gestellt werden. Diese können die Erkenntnisse dann für ihre Entscheidungen zu unterschiedlichen gesellschaftlichen Themen nutzen. Jiří Drahoš:

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„Wir werden uns bemühen, die Forschungsteams in unseren Instituten miteinander zu vernetzen. Im Programm ‚Lebensqualität bei einer Erkrankung‘ sollen die Forscher beispielsweise verschiedene Aspekte untersuchen: von biomedizinischen über rechtliche und ethische bis zu soziologischen Fragen.“

Die Akademie erhält vom Staat in den nächsten drei Jahren jeweils etwa 4,52 Milliarden Kronen (167 Millionen Euro) für ihren Betrieb. Dazu der Vizepremier und Vorsitzender des Rates für Wissenschaft und Forschung, Pavel Bělobrádek (Christdemokraten):

Pavel Bělobrádek  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
„Die Akademie der Wissenschaften ist im Grunde genommen wie ein kleines Ministerium. Wir geben ihr die finanziellen Mittel, die sie unter den einzelnen Instituten aufteilt. In der Akademie herrscht eine verhältnismäßig solidarische Verteilung der Gelder.“

Jiří Drahoš zufolge könnte die Akademie der Wissenschaften bedeutend zur konjunkturellen Belebung in Tschechien beitragen und die Konkurrenzfähigkeit des Landes fördern.