Supermodernes Forschungszentrum für Biochemie wird in Prag eröffnet

Foto: ČT24

Eine der modernsten Forschungsstellen Europas wird am Donnerstag in Prag eröffnet. Der neue Pavillon des Instituts für organische Chemie und Biochemie trägt den Namen des renommierten tschechischen Chemikers Antonín Holý.

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Tschechische Wissenschaftler sind sehr schöpferisch bei der Entwicklung neuer Medikamente. Die Spitzenposition unter den Forschungsstellen nimmt dabei das Institut für organische Chemie und Biochemie der tschechischen Akademie der Wissenschaften ein. Dort erzielte auch der vor zwei Jahren verstorbene Professor Antonín Holý seine größten Erfolge. Er entdeckte eine Reihe von Medikamenten, darunter eines der weltweit meistgenutzten Mittel gegen den HIV-Virus. Gerade durch die Einnahmen aus der Patentierung dieser Arzneimittel konnte das Institut nun auch das moderne Forschungszentrum errichten. Für die Patente, die Holý an pharmazeutische Firmen in den USA verkauft hatte, erhielt es allein im vergangenen Jahr fast zwei Milliarden Kronen (umgerechnet ca. 74 Millionen Euro). In dem futuristischen Gebäude mit fünf über- und drei unterirdischen Etagen werden Holýs Nachfolger nun an dessen Werk anknüpfen. Der Bau des Forschungszentrums wurde vom ehemaligen Direktor des Instituts, Zdeněk Havlas, initiiert:

Zdeněk Havlas  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir wollen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, die wir von Professor Holý geerbt haben. Wir bemühen uns, weiterhin erfolgreich zu sein, vor allem in der medizinischen Chemie. Das ist ein Fach, das sich mit der Vorbereitung von Stoffen befasst, die als potenzielle Arzneimittel dienen könnten. Wir werden neue Verbindungen mit neuen Eigenschaften erzeugen, sie erforschen und dabei herausfinden, ob sie als mögliche Medikamente gegen Krankheiten geeignet sind.“

Ziel der Forschung sei es, solche Mittel zu entwickeln, die an einer konkreten Stelle oder auf konkrete Zellen wirksam werden, erklärt Marcela Krečmerová. Sie leitet im Institut die Abteilung für medizinische Chemie:

Marcela Krečmerová  (Foto: ČT24)
„Wir verbinden den Wirkstoff mit einem weiteren Stoff, der es ihm ermöglicht, ins Blutplasma oder in die Organe zu gelangen, in denen er wirksam werden soll.“

Ein Team des Instituts arbeitet gegenwärtig zum Beispiel an neuen antibiotischen Medikamenten. Die alten Antibiotika verlieren nämlich allmählich ihre Wirkungskraft, weil sich die Bakterien schon an sie gewöhnt haben. Dominik Rejman arbeitet im Labor:

„Wir haben Stoffe synthetisiert, die fähig sind, die Zellhülle einer konkreten Bakterie zu zerstören und die Zelle dadurch zu töten. Die Zelle zerplatzt und fällt in sich zusammen.“

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Der neue Pavillon, der dem Institut seit Donnerstag zur Verfügung steht, hält im Vergleich mit den besten Forschungsstellen der Welt stand. Zdeněk Havlas:

„Zum einen ist das Gebäude so entworfen, dass es einen möglichst niedrigen Energiebedarf hat. Und zum anderen ist es eine Arbeitsstätte, an der die Forscher vor dem möglichen Einfluss der Stoffe, mit denen sie arbeiten, geschützt werden. Alle Verfahren erfolgen unter Abzugshauben, damit die chemischen Dämpfe die Mitarbeiter nicht bedrohen.“

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Die Entwicklung neuer Medikamente und Vakzine ist eines der langwierigsten und aufwändigsten Fachgebiete überhaupt. Es dauert zehn bis fünfzehn Jahre, bis ein Arzneimittel eine Serie von Studien und Tests durchlaufen hat und zum Patienten gelangt. Einem erfolgreichen Produkt liegen fünf bis zehn Tausend Produkte zugrunde, die während der Tests ausgeschlossen wurden. Die Entwicklung eines Medikaments kostet heute in etwa anderthalb Milliarden US-Dollar. In der europäischen Forschung werden zirka 53 Milliarden Dollar pro Jahr gerade in diesem Bereich investiert.