Mobiles Hospiz „Strom života“ mit Europäischem Bürgerpreis geehrt

Hospiz „Strom života“ (Foto: Archiv von Andrea Radomská)

Mit dem „Europäischen Bürgerpreis“ des Europäischen Parlaments werden in diesem Jahr auch zwei tschechische Organisationen ausgezeichnet: die Caritas und Strom života. Besonders das mobile Hospiz „Strom života“ freut sich über diese Ehrung.

Hospiz „Strom života“  (Foto: Archiv von Andrea Radomská)
Das Aufheulen der Sirenen eines Rettungswagens signalisiert zumeist: Hier muss schnell geholfen werden, um Leben zu retten. Doch es gibt auch die andere Seite: Menschen, die unheilbar erkrankt sind und sich deshalb ständig mit dem Tod auseinandersetzen müssen. Ihnen dabei zur Seite stehen sollte die sogenannte Hospiz- und Palliativmedizin. Doch die war bisher in Tschechien kaum vorhanden. Marie Ryšková, die Gründerin der sozial-medizinischen Organisation „Strom života“ (deutsch: Lebensbaum), wollte dagegen etwas tun:

„Strom života entstand im Jahr 2014. Ich habe die Initiative gegründet, weil ich schlechte Erfahrungen mit der Sterbebegleitung gemacht habe. Das wollte ich ändern.“

Ryškovás negative Erfahrung war der leidvolle Tod einer ihr nahestehenden Person. Sie und ihre Familie hätten dieser Person seinerzeit trotz aller Bemühungen nicht mehr helfen können. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht und verstarb dort, ohne dass Angehörige zu ihr Zugang gehabt hätten. Ihre Organisation hat sich daher zum Credo gemacht:

Marie Ryšková  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Mit unserem mobilen Hospiz wollen wir uns darum bemühen, dass dies so nicht mehr geschieht. Wir wollen, dass die Menschen dort sterben, wo sie es wünschen, das heißt in ihrem Bett und unter ihren Nächsten.“

Die nunmehr dreijährige Tätigkeit von „Strom života“ trägt offenbar gute Früchte. Denn das Bewusstsein für die Palliativmedizin im Land sei gestiegen, so Ryšková:

„Ich habe das Gefühl, dass sich seit 2014 auf diesem Gebiet endlich etwas tut. Trotzdem stehen wir noch am Anfang und vor einem riesigen Berg an Arbeit. In den Krankenhäusern fehlen weiter palliative Betten und Ambulanzen, es fehlt auch an stationären wie mobilen Hospizen.“

Nur zum Vergleich: Während in den Vereinigten Staaten fast die Hälfte aller schwer kranken Patienten in Hospizen sterben, sind es in Tschechien nur drei Prozent. Um diese Diskrepanz zu beheben, bräuchte es ein entsprechendes Hospiz-Gesetz. Dies würde auch ihre Organisation enorm entlasten, sagt Ryšková:

Hospiz „Strom života“  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Solch ein Gesetz würde uns sehr bei der Finanzierung helfen, denn die mobile Hospizpflege wird bisher nicht von der Krankenkasse getragen. Das bedeutet, die Sterbenden zahlen für die ihnen gewährte Pflege einen Teilbetrag. 80 Prozent unserer Kosten aber bestreiten wir mit Hilfe von Spenden und Subventionen unterschiedlicher Stiftungen. Das ist sehr kostspielig.“

Deshalb beruhe die Arbeit ihrer Initiative auch zum großen Teil auf der Basis von Freiwilligen. Hier werde jedoch ein positiver Trend sichtbar:

„Das Interesse an der Freiwilligenarbeit in Tschechien ist gewachsen. Diejenigen, die als Pfleger arbeiten wollen, wissen zudem schon viel besser, an wen sie sich wenden können, um Menschen zu helfen.“

Kateřina Konečná  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die wertvolle Arbeit von „Strom života“ ist auch der tschechischen Europa-Abgeordneten Kateřina Konečná (Kommunisten) nicht entgangen. Sie hat die Einrichtung für den Bürgerpreis vorgeschlagen, und das Europaparlament in Straßburg hat den Vorschlag angenommen. Für Marie Ryšková und ihre Mitarbeiter ist das ein zusätzlicher Ansporn für ihre weitere Tätigkeit:

„Ich sage immer: Wir machen eine freudige Arbeit auf einem traurigen Feld. Und ich bin bestrebt, dass unser ausgezeichnetes Team seine Arbeit weiterführt mit dem Enthusiasmus und der Freude, für die wir stehen.“