Internationale Handball-Stars spielen in Prag zu Ehren von Legenden

Illustrationsfoto: Oscar Aznar, Pixabay / CC0 Public Domain

Die Tschechen und Slowaken sind zwei sportbegeisterte Nationen. Auch deswegen haben sie zu gemeinsamen Zeiten der früheren Tschechoslowakei immer wieder große Teams in den Mannschaftssportarten gestellt. Seit der Staatsteilung von 1993 ist dem aber nicht mehr so. Unter anderem deswegen machen jetzt gerade die Handballer mit einer einmaligen Aktion auf die großen Erfolge der Vergangenheit aufmerksam.

Illustrationsfoto: Oscar Aznar,  Pixabay / CC0 Public Domain
In Prag kommt diese Woche nahezu alles zusammen, was in der Handball-Welt Rang und Namen hat. Der Grund: Die Top-Stars des Sports wollen am Mittwoch in der Moldaustadt den tschechischen und slowakischen Helden der 1950er und 60er Jahre huldigen. Ja, so lange würden die größten Erfolge der beiden Länder im Handballsport schon zurückliegen, bestätigt der Präsident des tschechischen Handball-Verbandes, Radek Bendl:

„Man muss zunächst anmerken, dass die Zahl Sieben stets eine Rolle zu unseren ruhmreichen Zeiten spielte. 1947 wurde damit begonnen, Handball in der Halle mit sieben Akteuren zu spielen. 1957 gewannen die Frauen in Belgrad die Weltmeisterschaft, weitere zehn Jahre darauf siegten die Männer bei der WM in Schweden.“

Insbesondere das Jahr 1957 wird stets mit goldenen Lettern in den Geschichtsbüchern des tschechischen Handballs stehen, ergänzt der Nationalmannschaftsmanager Karel Nocar:

Karel Nocar  (Foto: ČT24)
„Damals war es in der Tat so, dass einige unserer Spielerinnen erst im Jahr 1955 begannen, Handball zu spielen. Und schon zwei Jahre später hatten die Damen eine WM-Goldmedaille um den Hals. Das ist schon sehr ungewöhnlich und interessant. Zu erwähnen ist außerdem, dass in jenem Jahr auch die Handballer von Dukla Prag von sich reden machten. Sie gewannen den Europacup der Landesmeister. Das Jahr 1957 bescherte uns also gleich einen doppelten Anlass zur Freude.“

Zu jener Zeit stand Handball auch bei den Fans in der damaligen Tschechoslowakei hoch im Kurs. In punkto Popularität konnten es die Handballer sogar mit dem tschechischen Nationalsport schlechthin aufnehmen, meint Bendl:

„Ich denke, die Handballer standen damals auf einer Stufe mit den Eishockeyspielern. Wenn man die erfolgreichen Zeiten in beiden Sportarten miteinander vergleicht, dann hatte der tschechoslowakische Handball in den 60er Jahren absolutes Spitzenniveau. Und auch in den 70er und 80er Jahren konnte er international noch gut mithalten. Davon zeugen die Ergebnisse auf Vereins- und Landesebene. Seinerzeit haben wir wirklich viele Medaillen gewonnen, und daran erinnern wir uns auch heute noch gern.“

Filip Jícha  (Foto: Steindy,  CC BY-SA 3.0)
Die Welt- und Europameister jener Tage sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Der Handball-Verband aber will ihre damaligen Erfolge noch einmal groß würdigen. Deswegen hat er die Aktion „Hvězdy pro legendy“ „Stars (spielen) für Legenden“ initiiert, die von Montag bis Mittwoch in Prag stattfindet. Bei der Veranstaltung wird im Tennisstadion auf der Prager Hetzinsel (Na Štvanicí) an drei Tagen in Folge intensiv Handball gespielt. Gegeneinander treten Mannschaften von Schulen und Institutionen an, selbst Behinderte messen ihre Fähigkeiten. Der Höhepunkt der Aktion sind indes die zwei abschließenden Partien am Mittwoch: Hierbei treten jeweils ein Frauen- und ein Herrenteam mit Spielerinnen und Spielern aus Tschechien und der Slowakei gegen eine entsprechende Weltauswahl an. Nach Prag kommen dazu namhafte Spieler wie die Franzosen Thierry Omeyer und Daniel Narcisse, oder die Deutschen Henning Fritz, Daniel Stephan und Christian Sprenger. Und der tschechische Welthandballer des Jahres 2010, Filip Jícha, wird natürlich auch nicht fehlen. Der 35-Jährige, der jetzt für den FC Barcelona spielt, muss dabei sogar eine Doppelrolle übernehmen, informiert Bendl:

„Er wird für beide Mannschaften spielen, und das ist gut so. Zum einen ist er ein internationaler Spitzenspieler und wird daher mit weiteren sieben Welthandballern des Jahres gemeinsam eine Halbzeit für die Weltauswahl spielen. Gleichzeitig aber ist er in Tschechien aufgewachsen, hat hier seine Wurzeln und spielt so auch für die tschechische Nationalmannschaft. Ihm und weiteren Leuten ist es auch zu verdanken, dass so viele Stars nach Prag kommen.“

Und obendrein gewähren die Veranstalter dieser Starparade noch freien Eintritt.

Autor: Lothar Martin
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