Figur aus Altsteinzeit unter Spezialröntgen: die rätselhafte Venus von Věstonice

Venus von Věstonice (foto: Petr Novák, Wikipedie)

Die Dame ist fast 30.000 Jahre alt, trotzdem erfreut sie sich auch weiterhin einem hohen Interesse: Venus von Věstonice ist eine elf Zentimeter hohe Frauenfigur aus gebranntem Ton. Sie gehört zu den ältesten Kunstgegenständen aus Keramik auf der Welt. In diesen Tagen unterzieht sich die einzigartige Figur Laboruntersuchungen.

Venus von Věstonice  (foto: Petr Novák,  Wikipedie)
Nur bei besonderen Gelegenheiten wird die Venus von Věstonice ausgestellt. Im Mährischen Landesmuseum in Brünn ist ihre Kopie zu sehen. Die Originalstatue befindet sich für gewöhnlich in einem Tresor, den sie nur selten verlässt. Vor zwei Tagen wurde sie unter hohen Sicherheitsmaßnahmen aus dem Museum in ein technisches Labor gebracht. Dort wird die Figur unter einem Röntgen-Mikrotomographen erforscht. Die Archäologen hoffen, dass sie dabei endlich erfahren, woraus die Statue genau besteht. Darüber hinaus interessiert sie auch, wie die verschiedenen Rillen und kleinen Löcher auf der Oberfläche der Figur aus der Altsteinzeit entstanden sind. Petr Neruda ist Kurator im Institut Anthropos, das zum Mährischen Landesmuseum gehört.

Petr Neruda,   (foto: Mährische Landesmuseum in Brno)
„Uns interessieren beispielsweise vier Einstiche, die am Kopf der Figur zu sehen sind. Das Untersuchungsgerät ist sehr präzise. Wir hoffen darum, dass wir ein dreidimensionales Bild erstellen können, auf dem zu erkennen ist, wie die Grübchen aussehen. Danach werden wir versuchen zu urteilen, ob die Löcher mit einem spitzigen Gegenstand oder mit einer kreisenden Bewegung gemacht wurden.“

So ausführlich wurde die Venus noch nie untersucht. Die früheren Forschungen konnten wegen den damaligen beschränkten technologischen Möglichkeiten nicht allzu detailliert sein. Martin Oliva leitet das anthropologische Institut des Mährischen Landesmuseums in Brno / Brünn:

Foto: Mährische Landesmuseum in Brno
„In der Zeit der Ersten Republik erforschte ein Chemiker die kleine Statue. Der Hochschuldozent kam zu dem Schluss, dass sie aus einer Art Paste modelliert wurde, die aus Mammutknochen, Fett, Blut und Ton bestand. In den 1990er Jahren hat man die Venus auf dem höchsten Niveau im Smithsonian Institut in Washington analysiert. Die Forscher hatten jedoch nur ein Miniaturfragment von einem Quadratmillimeter Größe zur Verfügung. Sie kamen zum Schluss, dass es sich um reinen Ton handelt. Allerdings waren in diesem winzigen Teil nicht alle Komponenten enthalten. Danach wurde die Figur im Krankenhaus der heiligen Anna in Brno unter einem Tomographen erforscht. Es hat sich gezeigt, dass sie aus Ton besteht, aber ebenfalls auch kleine Pünktchen zu sehen sind. Die Forscher wussten nicht, worum es sich handelte.“

Eine wissenschaftliche Analyse der Forschungsergebnisse wird jedoch einige Wochen lang dauern. Wenn das Experiment gelingt, möchten die Archäologen auch weitere prähistorische Funde detailliert erforschen.