„Das ist eine Dummheit“ – Tschechische Reaktionen auf Trump-Interview

Donald Trump (Foto: ČTK)

Ein Interview des künftigen US-Präsidenten Donald Trump hat in Europa für Stirnrunzeln gesorgt. Der Bild-Zeitung und der Times gegenüber nannte er unter anderem die Nato „obsolet“ und bezeichnete die EU als „ein Mittel zum Zweck für Deutschland“. Auch in Tschechien wurde das Interview von mehreren Seiten kommentiert.

Donald Trump  (Foto: ČTK)
Donald Trump hat in dem Gespräch die USA großgeredet, die EU und die Nato kommen hingegen schlecht weg. Außerdem geht er direkt die deutsche Bundeskanzlerin an. Angela Merkel habe einen katastrophalen Fehler gemacht mit ihrer Flüchtlingspolitik, so der künftige Präsident.

Kryštof Kruliš ist Analytiker der unabhängigen „Gesellschaft für internationale Fragen“. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er:

Barack Obama  (Foto: ČTK)
„Interessant ist der große Unterschied zur bisherigen Diktion des Weißen Hauses. Von Barack Obama kam immer uneingeschränktes Lob für Angela Merkel. Nun wurde die große Weiche gestellt in jene Richtung, wie es in Zukunft wohl aus den Vereinigten Staaten klingen dürfte.“

In einer Fernsehdiskussion zeigte sich Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg von der oppositionellen Top 09 leicht geschockt von dem Tonfall aus Washington.

Karel Schwarzenberg  (Foto: Martin Svozílek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Es ist ungewöhnlich, dass ein Staatsmann einen anderen so kritisiert – und schon ar nicht einen Verbündeten. Man sieht, dass Donald Trump keine außenpolitische Erfahrung hat. Er verhält sich wie beispielsweise ein Bauunternehmer, der sich eine andere Baufirma vorknöpft“, so Schwarzenberg, der den Außenausschuss im tschechischen Abgeordnetenhaus leitet.

Im rechtskonservativen Lager erntet Trump hingegen Beifall. Marek Černoch ist Fraktionsvorsitzender der Partei Úsvit:

„Die Ära der Political Correctness ist zu Ende. Meiner Meinung nach ist keine Zeit mehr für langatmige Verhandlungen und gegenseitiges Schulterklopfen. Donald Trump hat einfach gesagt, was er denkt, und das ist richtig so.“

Donald Trump  (Foto: ČTK)
In dem Interview äußert sich der künftige Chef im Weißen Haus auch despektierlich über die Europäische Union. Er begrüßt den Brexit und denkt, dass noch weitere Länder austreten würden. Außerdem sei die EU „ein Mittel zum Zweck für Deutschland“, so Trump. Karel Schwarzenberg:

„Weder Deutschland noch Frankreich sind in der Lage, Europa zu beherrschen. In Deutschland wusste das schon Bismarck, und Frankreich hat diese Illusion sogar schon unter Napoleon verloren. Beide können uns zwar beeinflussen, das stimmt, aber sie können uns nicht beherrschen. Was Trump behauptet, dass die EU Deutschland sei, das ist – mit Verlaub – eine Dummheit.“

Foto: Utenriksdept via Foter.com / CC BY-ND
Verwirrung stiften Trumps Aussagen über die Nato. Zunächst bezeichnet er sie als obsolet, dann sagte er aber, ihm sei das Bündnis wichtig. Allerdings müssten die Mitgliedsstaaten endlich mehr in die Verteidigung investieren. Diese Forderung hält Schwarzenberg durchaus für vertretbar. Tschechiens militärische Ausgaben betragen nur etwas mehr als ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die Nato hat sich aber auf mindestens zwei Prozent des BIP geeinigt.

Der tschechische Außenminister war am Montag im Übrigen in Brüssel. Während sich einige seiner Amtskollegen besorgt zeigten, wollte Lubomír Zaorálek noch nicht viel in die Worte hineininterpretieren. Man solle erst einmal abwarten, wenn Trump am Freitag sein Amt auch wirklich antrete, so der Chef der tschechischen Diplomatie.