Biathletin Koukalová macht Oberhof zu ihrer Triumphstätte

Gabriela Koukalová (Foto: ČTK)

Das erste Sportwochenende im neuen Jahr hatte es in sich. In mehreren Sportarten wurden kontinentale Meisterschaften oder Weltcup-Wettbewerbe ausgetragen, und tschechische Athletinnen mischten an der Spitze kräftig mit. Sie erkämpften Siege im Biathlon, Eisschnelllaufen und im Tennis.

Gabriela Koukalová  (ganz links) bei der Wahl zum tschechischen Sportler des Jahres 2016  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Bei der Wahl zum tschechischen Sportler des Jahres 2016 setzten sich kurz vor Weihnachten zwei Männer durch. Sommersportler. Sie wurden dafür belohnt, dass sie von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro medaillendekoriert nach Hause kamen. Der Umfrage-Sieg von Olympiasieger Lukáš Krpálek vor dem Rennkanuten Josef Dostál war somit folgerichtig. Die olympische Chance hatten die Wintersportler nicht. Doch schon am ersten Wochenende im Januar zeigten mehrere von ihnen, dass auch in dieser Saison mit ihnen zu rechnen ist. Allen voran Biathletin Gabriela Koukalová und Eisschnellläuferin Martina Sáblíková.

Gabriela Koukalová  (Foto: ČTK)
Die 27-jährige Koukalová machte die Weltcup-Wettbewerbe im thüringischen Oberhof zu ihrem persönlichen Triumph. Sie gewann die Rennen im Sprint und im Massenstart, in der Verfolgung belegte sie den zweiten Platz. Da die bis dahin im Weltcup führende Laura Dahlmeier die ersten beiden Disziplinen ausließ, hatte Koukalová zudem die Chance, an der Deutschen vorbeizuziehen. Und die nutzte sie. Schon nach ihrem zweiten Platz am Samstag hatte sie ihre Rivalin nach Punkten überflügelt und durfte so zum Massenstart-Rennen am Sonntag im Gelben Trikot antreten. Für viele etwas überraschend aber sagte sie:

Gabriela Koukalová: „Diese Saison will ich möglichst stressfrei absolvieren. Ich habe nicht den Vorsatz, dass ich wieder um den Kristallglobus kämpfen muss. Ich trete vor allem an, um bei den Rennen Spaß zu haben.“

„Mir ist es irgendwie egal, ob ich auf Platz fünf, acht oder woanders platziert bin. In diesem Jahr sind für mich die Wettkämpfe bei der Weltmeisterschaft am wichtigsten und nicht die Platzierung im Gesamt-Weltcup. Im Weltcup habe ich vergangene Saison geglänzt, in diesem Jahr verfolge ich eine andere Taktik.“

Und den erstaunten Journalisten sagte sie auch, wie sie den diesjährigen Wettkampfwinter gestalten will:

„Diese Saison will ich möglichst stressfrei absolvieren. Ich habe nicht den Vorsatz, dass ich diesmal wieder um den Kristallglobus kämpfen muss. Ich trete vor allem an, um bei den Rennen Spaß zu haben. Und ich denke, das ist ein guter Weg.“

Gabriela Koukalová im Sprint  (Foto: ČTK)
Die Freude und Lockerheit, mit der Gabriela Koukalová zurzeit ihre Wettkämpfe bestreitet, war ihr in Oberhof sichtlich anzumerken. Nach Platz eins im Sprint und dem erneuten Podestplatz in der Verfolgung krönte sie ihre Gala-Vorstellung mit dem Sieg im Massenstart-Rennen. Sie blieb ohne Schießfehler und kam mit einer halben Minute Vorsprung auf Laura Dahlmeier ins Ziel. Diese Souveränität animierte sie im Skistadion, den Zuschauern noch ein kleines Extra zu bieten. Auf den letzten Metern ließ sie ihre Ski einfach laufen und deutete mit den Stöcken an, als wolle sie über die Ziellinie rudern.

Gabriela Koukalová,  Laura Dahlmeier und Eva Puskarčíková  (Foto: ČTK)
„Das war ein spontaner Einfall. Als ich eingangs der Zielgeraden die Jungs unseres Serviceteams abklatschte, hatte ich die Stöcke in einer Hand. Das behielt ich bis ins Ziel bei, um nichts mehr durcheinanderzubringen. Daher kam es wie von selbst, dass ich wie eine Gondoliera über die Ziellinie gepaddelt bin.“

Und dort musste die Biathletin aus Jablonec nad Nisou / Gablonz lediglich eine dreiviertel Minute warten, bis ihre Freude erneut anstieg. Denn als Dritte des Rennens kam ihre Landsfrau Eva Puskarčíková ins Ziel, die sie gleich umarmte. Für Puskarčíková war es die Bestätigung eines Aufwärtstrends – nach dem dritten Platz in der Verfolgung in Pokljuka schaffte sie zum zweiten Male in einem Weltcup-Einzelrennen den Sprung auf das Siegerpodest. Anschließend verriet die 26-jährige Biathletin aus Harrachov / Harrachsdorf, was sie auf dem Weg zu diesem Erfolg besonders beflügelt hat:

Michal Šlesingr: „Seit Saisonbeginn spüre ich, dass ich physisch gut drauf bin. Ich bin austrainiert, und in der Loipe läuft es. Heute habe ich endlich auch gut geschossen. Das ist ein Ergebnis, das ich gebraucht habe.“

„Als ich zum letzten Schießen ins Stadion kam, habe ich auf die Anzeigetafel geschaut und gesehen, dass Gabriela auch die letzte Scheibe getroffen hatte und Erste ist. Das hat mich noch etwas angespornt, denn ich war froh, dass ihr das gelungen ist.“

Aber auch deshalb, weil Eva Puskarčíková neben der Siegerin als einzige Teilnehmerin des Rennens am Schießstand fehlerlos blieb. Ohne Schießfehler zu bleiben, ist nicht selbstverständlich. Schon gar nicht, wenn es wie in Oberhof an allen drei Wettkampftagen ständig wechselnde Windverhältnisse gibt. Dies musste auch Michal Šlesingr in der Verfolgung erfahren. In diese war er als Zweiter gestartet, sechs Schießfehler aber ließen ihn noch auf Platz sieben abrutschen. Dennoch war der 33-Jährige mit seiner Bilanz zufrieden, denn tags zuvor war er im Sprint die zweitschnellste Zeit gelaufen. Es war sein erster Podestplatz seit fast einem Jahr:

Michal Šlesingr  (links). Foto: ČTK
„Seit Saisonbeginn spüre ich, dass ich physisch gut drauf bin. Ich bin austrainiert, und in der Loipe läuft es. Darauf kann ich aufbauen. Heute habe ich endlich auch gut geschossen. Das ist ein Ergebnis, das ich gebraucht habe.“

Für sich und ihre Teamkollegen formulierte Gabriela Koukalová schließlich, wie die Saison jetzt am besten weiterlaufen sollte:

„Ich hoffe, dass wir auf dieser Welle noch so lang wie möglich weiterreiten. Ich hoffe, die Form kam nicht zu früh. Der Höhepunkt ist die Weltmeisterschaft, und wir werden alles dafür tun, um gesund und fit zu bleiben, sowohl psychisch als auch physisch.“


Erbanová Europameisterin im Sprint – Sáblíková Zweite Im Mehrkampf

Martina Sáblíková  (Foto: ČTK)
Ihren ersten Saisonhöhepunkt hatten dagegen schon die besten europäischen Eisschnellläuferinnen. Seit gut einem Jahrzehnt gehört die Tschechin Martina Sáblíková zu ihnen, und auf den Langstrecken ist sie sogar absolute Weltspitze. Für sie stand am Freitag und Samstag die Mehrkampf-Europameisterschaft im niederländischen Heerenveen an. Dies ist ein Titelkampf, mit dem sich die dreifache Olympiasiegerin nicht unbedingt anfreunden kann. Denn sie muss auch auf zwei Sprintstrecken bestehen, die ihr nicht so liegen. Und richtig schwer wird es, wenn sie wegen Knieschmerzen und einer Erkältung vorher nicht gut trainieren kann. So wie vor dieser EM. Deshalb war die 29-Jährige auch sehr zufrieden, dass sie hinter der niederländischen Favoritin Ireen Wüst am Ende den zweiten Platz belegte:

Martina Sáblíková  (links). Foto: ČTK
„Es war schwer wie bei jedem Championat. Man muss in allen Disziplinen gut laufen, und das ist mir diesmal bei einigen nicht ganz gelungen. Auf der anderen Seite fahre ich mit Silber nach Hause, und das freut mich sehr.“

Es ist bereits die zehnte Medaille und die zweite silberne, die Sáblíková bei einer Mehrkampf-EM gewonnen hat. Auf der Habenseite hat die Ausnahmekönnerin zudem fünf Gold- und drei Bronzemedaillen in diesem Wettbewerb. Auch wenn ihr Trainer Petr Novák quasi schon verwöhnt ist vom eifrigen Medaillensammeln seines Schützlings, zog der 68-Jährige diesmal ganz besonders den Hut vor Sáblíkovás Leistung:

Karolína Erbanová: „Das habe ich nicht erwartet. Mit meiner Leistung über die 500 Meter war ich hochzufrieden, 38,19 Sekunden sind eine sehr solide Zeit. An die Gesamtpunktzahl aber habe ich kaum gedacht.“

„Sie wurde nicht so sehr von ihrem Knie beeinträchtigt und auch nicht davon, dass sie vor der EM kaum trainieren konnte. Sie war einfach nicht gesund, das hat man bei den Rennen gesehen. Vielleicht hat sie sich eine Grippe geholt oder etwas Ähnliches. Sie war nicht fit, und das haben sogar die Holländer bemerkt, die mich nach ihr gefragt haben.“

Völlig anders war die Situation in dem zweiten Wettbewerb, der sowohl bei Männern und Frauen in Heerenveen ausgetragen wurde – der Sprint-Vierkampf. Diese Konkurrenz wurde bisher nur bei Weltmeisterschaften absolviert, in Europa feierte sie am Wochenende ihre Premiere. Und bei den Frauen heißt die erste Europameisterin Karolína Erbanová und kommt aus Tschechien. An zwei Tagen mussten die Starterinnen je einmal die 500 und die 1000 Meter laufen, Erbenová erzielte in allen vier Rennen die zweitschnellste Zeit. Das brachte ihr sogar einen neuen Punkterekord für den Vierkampf ein. Dies aber war für die Eisschnellläuferin aus Vrchlabí / Hohenelbe eher eine süße Zugabe zum EM-Titel:

Karolína Erbanová  (Foto: ČTK)
„Das habe ich nicht erwartet. Mit meiner Leistung über die 500 Meter war ich hochzufrieden, 38,19 Sekunden sind eine sehr solide Zeit. An die Gesamtpunktzahl aber habe ich kaum gedacht.“

Dafür kann die 24-Jährige jetzt öfter daran denken und aussprechen, was sie in Heerenveen geschafft hat:

„Ich bin Europameisterin im Sprint. Das ist super.“

Der Vollständigkeit halber sei noch zu erwähnen, dass auch die Tennisdamen zu dem erfolgreichen Wochenende der tschechischen Sportler beigetragen haben. Sowohl Kateřina Siniaková als auch Karolína Plíšková triumphierten am Samstag bei WTA-Turnieren. Siniaková bezwang im Endspiel in Shenzhen die US-Amerikanerin Alison Riske mit 6:3 und 6:4. Für die 20-Jährige war es der erste Turniersieg auf der Tour, in der Weltrangliste hat sie sich damit vom 52. Platz auf eine Top-40-Position verbessert. Im australischen Brisbane gewann Karolína Plíšková das Finale gegen die Französin Alizé Cornet klar und deutlich mit 6:0 und 6:3. Es ist der siebte Turniersieg für die 24-Jährige. Die tschechische Top-Spielerin ist damit in der Weltrangliste von Rang sechs auf Platz fünf geklettert. Der tschechische Triumph wird durch Andrea Hlaváčková komplettiert, die gemeinsam mit der Chinesin Peng Shuai die Doppelkonkurrenz in Shenzhen gewann.

Autor: Lothar Martin
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