Ein Künstler zwischen Wien und Prag: Jan Brabenec

Jan Brabenec (Foto: Martina Schneibergová)

Jan Brabenec ist ein Multitalent: Er malt, zeichnet, schafft Statuen und kreiert aus Leder Schmuck sowie verschiedene Kunstobjekte. Jan Brabenec schreibt zudem Bücher. Der Künstler lebt seit 1980 in Wien, wo er am Spittelberg seine eigene Galerie besitzt. Vor einiger Zeit stellte er in Prag sein neuestes Buch über Wien vor. Das folgende Gespräch entstand im Prager Atelier von Jan Brabenec.

Jan Brabenec  (rechts) stellt sein Buch vor  (Foto: Milena Štráfeldová)
Herr Brabenec, Sie haben soeben in Prag Ihr neuestes Buch vorgestellt. Der Titel lautet im Tschechischen „Vídeň je Vídeň, ale bez Čechů by to nebylo vono“.

„Wienerisch heißt es ´Wien ist Wien, aber ohne Tschechen wäre es hin´´. Das sagt man so in Wien.“

Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch über Wien zu verfassen?

„Ich bin freischaffender Künstler und Maler, arbeite mit Leder und habe eine Galerie am Spittelberg in Wien. Natürlich besuchen mich dort viele Leute. Als ich vor Jahren nach Wien kam, habe ich mir gesagt, dass ich mehr über Österreich wissen muss. Daraufhin habe ich die Geschichte Österreichs und vor allem Wiens studiert. Wenn Kunden kommen, diskutiere ich auch mit ihnen über die Geschichte. Aufgrund dieser Begegnungen und Gespräche bin ich auf die Idee gekommen, über Wien zu schreiben

Jan Brabenec  (Foto: Martina Schneibergová)
Für wen ist das Buch bestimmt?

„Natürlich vor allem für tschechische Leserinnen und Leser. Ich möchte mit meinem Buch die Tschechen nach Wien locken.“

Wie sieht es heutzutage mit der tschechischen Kultur in Wien aus?

„Das ist eine schwere Frage. Ich habe 20 Jahre lang tschechische Theaterensembles nach Wien gebracht und Konzerte von tschechischen Musikern initiiert. Beispielsweise habe ich den Theatermacher, Dichter und Komponisten Jiří Suchý, den Schauspieler und Schriftsteller Miroslav Horníček, die Chansonsängerin Hana Hegerová oder den Schauspieler und Sänger Jan Vodňanský nach Wien eingeladen. Ich habe dafür immer ein Theater oder einen Saal in der tschechischen Schule in Wien gemietet. Eine gute Freundin von mir, die deutsche Sängerin und Schauspielerin Topsy Küppers, leitet das Theater Freie Bühne Wieden. Bei ihr im Theater haben wir einige tschechische Theaterstücke präsentiert. In Wien gibt es viele Tschechen, die dort schon in dritter Generation leben und perfekt tschechisch sprechen. Vor allem für sie waren die Vorstellungen bestimmt. Ich engagiere mich auch weiterhin in diesem Bereich, bin immer noch Ehrenvorsitzender eines Vereins, der tschechische Theaterleute nach Wien einlädt. Aber die offizielle tschechische Kultur ist in Wien leider nicht besonders präsent. Es gibt zwar Konzerte klassischer Musik und ab und zu Ausstellungen, aber nicht sehr oft. In diesem Bereich ist noch viel zu tun. Darum habe ich übrigens auch das Buch über Wien geschrieben. Denn ich hoffe, dass ich Menschen zu einem gemeinsamen Projekt anregen kann, wenn ich das Buch dem Wiener Magistrat vorstelle.“

Prager Atelier von Jan Brabenec  (Foto: Martina Schneibergová)
Wir sitzen jetzt in Ihrem Prager Atelier. Ihre Frau ist auch Künstlerin. Arbeitet sie auch im Prager Atelier? Pendeln Sie oft zwischen Wien und Prag?

„Ich habe eine wunderbare Frau, die Lederschmuck entwirft. Sie kombiniert Leder auch mit Steinen oder Edelsteinen. Sie leitet zudem unsere Galerie am Spittelberg. In unserer Galerie findet man neben Lederbildern und Schmuck auch Kunstwerke aus Metall oder Keramik. Jetzt vor Weihnachten findet bei uns ein Weihnachtsmarkt statt. Ich habe vor etwa 20 Jahren zum ersten Mal vor unserer Galerie in der Adventzeit Kartoffelpuffer verkauft. Ich habe eine alte Feldschmiede besorgt und selbst die Kartoffelpuffer zubereitet. Das ist inzwischen zu einer Attraktion geworden. Jetzt verkauft mein Sohn die Kartoffelpuffer. Vor dem Stand drängen sich ständig viele Leute, die probieren wollen, wie böhmische Kartoffelpuffer schmecken. Damit mache ich für Tschechien eigentlich auch Werbung. Zurück aber zu der Frage: Meine Frau kümmert sich um die Galerie und entwirft Lederschmuck, ich konzentriere mich in der letzten Zeit mehr aufs Malen. Zudem kaufe ich alte Stühle, die ich mit Leder neu beziehe. Aus Leder mache ich beispielsweise auch Dosen oder Schachteln und andere Gegenstände. Es kommen immer Menschen, die sich dafür interessieren und die diese Sachen kaufen. Die meisten Interessenten kommen aus Deutschland.“

Jan Brabenec  (Foto: Martina Schneibergová)
Wo kann man Ihre Kunstobjekte überall sehen?

„Ich kann ein bisschen stolz sagen, dass meine Bilder in vielen Ecken der Welt hängen: in Amerika, in Asien und natürlich in Europa. In Japan hängen gleich mehrere meiner Bilder, die mir die anerkannte Violinvirtuosin Shizuka Ishikawa abgekauft hat. Auch in Südkorea findet man Bilder von mir. Außerdem hat eine Diplomatenfamilie in Frankreich einen ganzen Raum mit meinen Bildern ausgestattet.“

Wo haben Sie in letzter Zeit ausgestellt, außer in Ihrer eigenen Galerie?

Jan Brabenec  (Foto: Martina Schneibergová)
„In letzter Zeit habe ich vor allem in Prag ausgestellt. Vor zwei Jahren hatte ich eine Ausstellung im Vatikan, im vergangenen Jahr in Berlin. In diesem Jahr habe ich meine Werke in Prag sogar in einer Kirche ausgestellt. Sonst sind meine Bilder und andere Werke in unserer Galerie am Spittelberg in Wien zu sehen. In Prag habe ich ein Atelier in einem Turm auf dem Kohlemarkt / Uhelný trh. Dort kann man viele meiner Bilder besichtigen. Natürlich kommen auch Menschen in das Atelier, um eines der Werke zu kaufen.“


Dieser Beitrag wurde am 18. Dezember 2012 gesendet. Heute konnten Sie seine Wiederholung hören.