Peter Valentovič - nicht nur mit dem Taktstock

Peter Valentovič (Foto: YouTube)

Peter Valentovič ist Dirigent, Pianist und Korrepetitor. Seit seiner Jugend feiert der gebürtige Slowake Erfolge im Ausland, vor allem am Dirigierpult. Vor kurzem dirigierte er einige Vorstellungen im Prager Nationaltheater. Bei dieser Gelegenheit hat mit ihm Martina Schneibergová gesprochen.

Peter Valentovič  (Foto: Archiv des Nationaltheaters in Prag)
Herr Valentovič, Sie haben das Orchester und den Chor der Prager Staatsoper in einigen Aufführungen von Bellinis Norma geleitet, die Hauptrolle sang die phänomenale Sopranistin Edita Gruberová. Wie war ihre erste Begegnung mit dieser Operndiva?

„Das war 2012. Wir haben zusammen eine Produktion der Oper ,La straniera‘ von Bellini mit dem SWR-Orchester in Freiburg gemacht. Ich war der zweite Dirigent und Korrepetitor. Der erste Dirigent musste einen Tag nach Helsinki, um eine Oper zu dirigieren. Es war ausgemacht, dass ich eine Probe mit dem Chor leite. Frau Gruberová und die Solisten sollten nicht proben, aber sie hat gesagt, sie möchte trotzdem auf die Bühne, weil sie das davor nie gesungen hat. In der Pause ist sie zu mir kommen und hat gesagt: ,Herr Valentovič, es gefällt mir sehr, was sie machen. Würden sie mit mir zusammenarbeiten?‘ Ud ich sagte fast stotternd: ,Ja, natürlich‘. Sie hat einen Dirigenten für das „Theater an der Wien“, für das Konzert mit dem Titel ,Drei Königinnen‘ gesucht. So kam unsere erste Zusammenarbeit im Jahre 2013 zustande. Es war wirklich ein Zufall, dass ich als Korrepetitor zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Ich bin sehr dankbar dafür, weil es mir viele Konzerte als Pianist und Dirigent gebracht hat.“

Foto: klickblick,  Pixabay / CC0
Sie haben eigentlich zuerst Piano studiert und haben am Klavier Erfolge bei diversen Wettbewerben erreicht. Haben Sie zuvor an eine Karriere als Klaviervirtuose oder eher als Dirigent gedacht oder sogar an beides?

„Ich wollte nie eine Pianisten-Karriere als Solist machen. Ich liebe es, mit Sängern zusammenzuarbeiten oder Kammermusik zu spielen. Ich gebe auch viele Konzerte mit Flöten oder Cellos. Das Klavier ist für mich viel mehr ein Studieninstrument. Das heißt, ich studiere die Partituren und wenn ich mit Sängern arbeite, spiele ich selbst mit. Auch bei den meisten Proben in der Oper spiele ich Klavier. Ich liebe dieses Instrument und das wird immer so bleiben. Dirigieren ist zwar etwas anderes, aber es bringt sehr viel, gleichzeitig Klavier zu spielen.“

Edita Gruberová und Peter Valentovič  (Foto: YouTube)
Sie haben als Dirigent auch Erfahrung mit tschechischen Opern gemacht. Vor Jahren haben Sie das „Schlaue Füchslein“ von Janáček und auch Dvořáks „Rusalka“ dirigiert. Gibt es noch weitere Opern, die Sie einstudiert haben?

„Ja schon. Smetanas ,Verkaufte Braut‘ und abschnittsweise Janáčeks ,Jenufa‘ habe ich auch dirigiert. Ich habe in der Wiener Staatsoper zwei Jahre lang als Spezialist für russisches und tschechisches Repertoire gearbeitet. Da haben wir auch ,Aus dem Totenhaus‘ gespielt. Das liebe ich. Janáček ist ein Genie, seine Musik ist unglaublich schön.“

Reagiert das Publikum in verschiedenen Ländern unterschiedlich? Wie sind die Prager Konzert- oder Opernbesucher?

„Mein erstes Konzert war ein Konzert für Schulkinder. Das war ein kultureller Schock für mich, da die Kinder lauter waren, als die Leute auf der Bühne.“

„Sehr interessant war es in Kapstadt. Das war meine erste Arbeitsstelle. Ich war sehr jung und dort Chorleiter. Als ich angekommen bin, hat der ehemalige Chorleiter mir eine Woche lang alles gezeigt. Mein erstes Konzert war ein Konzert für Schulkinder. Das war ein kultureller Schock für mich, da die Kinder lauter waren, als die Leute auf der Bühne. Sie haben geschrien und sind aufgestanden und haben geklatscht und im Rhythmus von ,Nessun dorma‘ getanzt. In Südafrika gab es wirklich einen unglaublichen Enthusiasmus. Das Publikum in Prag war bei jedem Konzert fantastisch. Ich habe hier vor kurzem im Rudolfinum auch ,Carmina burana‘ dirigiert. Das Publikum war dort unglaublich und hat getobt. Wien hat ein spezielles Publikum, es kommt darauf an, ob der Künstler bekannt oder unbekannt ist.“

Bratislava Hot Serenaders  (Foto: Pavol Frešo,  CC BY 2.0)
Können Sie sich vorstellen, dass sie wieder im Nationaltheater oder in der Staatsoper in Prag dirigieren? Gibt es irgendwelche Pläne?

„Ich würde natürlich sehr gerne hier arbeiten, weil ich diese Stadt liebe und die Musiker phänomenal sind. Zurzeit gibt es keine Pläne, aber ich hoffe, dass sich etwas ergibt. Ich würde mich sehr freuen.“

Haben sie als Dirigent auch Zeit und Lust andere Musik zu hören als klassische?

„Ich höre gerne auch moderne Musik wie Popmusik im Radio oder die Klassiker wie Beatles oder Queen. Ich spiele selber auch in einer Band, genannt Bratislava Hot Serenaders. Sie spielt Musik der 1920er und 1930er Jahre. Das ist mein Hobby. Wir sind gute Musiker und haben auch viele Konzerte in Tschechien und im Ausland. Ich liebe Foxtrott und Swing.“

„Ich spiele selber auch in einer Band, genannt Bratislava Hot Serenaders. Sie spielt Musik der 1920er und 1930er Jahre.“

Ist die Band so etwas wie die Melody Makers von Ondřej Havelka?

„Wir spielen manchmal mit ihnen zusammen, zum Beispiel in Bratislava beim Big Band Battle. Sie machen allerdings eher Musik aus den 1930er und 1940er Jahren.“

Da müssen Sie sicher auch sehr gut improvisieren können…

Johann Sebastian Bach
„Ich habe immer sehr gern improvisiert. Als ich noch ein Kind war und die Klavierschule besucht habe, hat mir eine Note von Bach nicht gefallen und ich habe zur Lehrerin gesagt: ,Warum ist das hier Fis? Das gefällt mir nicht.‘ Meine Klavierlehrerin hat darauf gesagt: ,Peter, du kannst das nicht ändern. Das ist Bach, das ist heilig.‘ Ich liebe zum Beispiel aus der Partitur zu spielen und nicht von den Klavierauszügen. Unser Professor Konrad Leitner, ein hervorragender Dirigent und Korrepetitor, hat uns beigebracht, dass die Klavierauszüge normalerweise nicht von Komponisten geschrieben werden. Der Komponist hat immer die Partitur geschrieben. Ich komponiere gerne etwas zu einem Klavierstück. Natürlich soll man das nicht öffentlich machen. Ich habe zum Beispiel als 18-jähriger das erste Klavierkonzert von Schostakowitsch mit dem Orchester gespielt. Das Stück steht im C-Dur und ist mit Trompeten und Streichern. Am Ende gibt es ein C-Dur ganz repetitiv. Ich habe eine Zugabe vom vierten Satz der Kadenz gemacht und am Ende habe ich mit zwei Händen ein großes Glissando gemacht. Meine Lehrerin war entsetzt: ,Peter, das kannst du nicht machen, das geht nicht!‘, aber ich konnte nicht anders und die Leute waren begeistert.“

Haben sie einen Traum oder Wunsch, welche Oper sie dirigieren möchten, wozu sie in ihrer Karriere noch nicht gekommen sind?

„Ich habe immer sehr gern improvisiert.

„Zum Beispiel ,Lady Macbeth von Mzensk‘ von Schostakowitsch, das ist eine unglaubliche Oper. Ich habe zwar viele Opern von Verdi dirigiert, aber ,Othello‘ noch nicht oder es gibt einige Opern von Janáček, die ich noch nicht dirigiert habe, wie ,Katja Kabanowa‘. Auch die weniger aufgeführten Opern von Dvořák und Smetana würde ich gerne dirigieren. Natürlich mag ich auch deutsches Repertoire. Ich liebe Wagner oder Richard Strauß. Ich habe ,Elektra‘ schon sehr oft dirigiert. Bohuslav Martinů ist auch sehr interessant. Ich habe mich mit seiner Musik beschäftigt, aber habe nie ein Stück von ihm dirigiert.“

Wie sind ihre Pläne in den nächsten Monaten?

„Ich habe in Bratislava mehrere Opernvorstellungen. Am 10. Dezember haben wir ein Galakonzert mit Edita Gruberová in der Deutschen Oper Berlin anlässlich deren 50. Bühnenjubiläums. Das ist das nächste große Konzert, was uns erwartet.“