Im Zeichen der Musen: Happening der Kunstschulen

ZUŠ-Happening (Foto: Archiv SMART Communication)

Der Donnerstag, der 24. Mai, steht in vielen Städten Tschechiens im Zeichen der Musik, des Tanzes, der bildenden und der Theaterkunst. Kinder und Jugendliche von den Kunstschulen werden an verschiedenen Orten musizieren, tanzen, Theater spielen oder ihre Werke in Ausstellungen zeigen. Das sogenannte ZUŠ-Happening wird vom Stiftungsfonds der international renommierten tschechischen Mezzosopranistin Magdalena Kožená veranstaltet. Die Abkürzung ZUŠ steht für die tschechische Bezeichnung „základní umělecká škola“ – zu Deutsch etwa Kunstschule. Sopranistin Irena Pohl Houkalová arbeitet mit der Stiftung zusammen und organisiert das Happening. Martina Schneibergová hat mit ihr gesprochen.

Irena Pohl Houkalová  (Foto: Archiv SMART Communication)
Frau Pohl Houkalová, das Happening der Kunstschulen für Kinder und Jugendliche, auf Tschechisch kurz Zuš, war im letzten Jahr eine der größten eintägigen Kulturveranstaltung hierzulande. Wie kam es zustande?

„Ich würde sagen, dass die Veranstaltung in diesem Jahr noch größer wird. Derzeit nehmen 400 Kunstschulen an diesem Happening teil. Es gibt bereits die Tradition der Nacht der Museen oder der Nacht der Kirchen, ohne Frage ist auch das Projekt der Kunstschulen in diesem Rang. Es ist ein guter Weg um zu zeigen, wie einzigartig das Bildungssystem in Tschechien ist. Es macht uns eine große Freude, dass mehr als 150.000 Kinder bei diesem Projekt dabei sind. Dieses Jahr beteiligen sich zehn professionelle Kulturinstitutionen sowie mehr als 100 aktive Künstler daran und unterstützen somit das System der Kunstschulen.“

Die jungen Musikerinnen und Musiker der Kunstschulen werden diesmal nicht nur draußen oder nur in Kirchen, Schlössern sowie Galerien auftreten. Geplant sind auch Veranstaltungen an etwas ungewöhnlicheren Orten…

„Es gibt nicht nur Musiker, sondern auch junge Maler, Tänzer oder auch Schauspieler, die sich präsentieren werden. Ihre Auftritte finden draußen statt, aber auch in Konzerthallen oder Kulturinstitutionen. In jedem Kreis der Tschechischen Republik existiert ein Projekt, das mehr als zwei oder drei Schulen zusammenbringt. In Prag möchte ich das Publikum gerne in den Waldstein-Garten einladen (nahe der Metro-Station Malostranská, Anm. d. Red.). Hier nehmen 14 Schulen aus der Tschechischen Republik an einer Musikproduktion teil und zehn Schulen bringen ihre Tänzer, Maler und Schauspieler in den Park.“

ZUŠ-Happening  (Foto: Petra Hajská,  Archiv SMART Communication)
Die begabten Kinder arbeiten dieses Mal auch mit professionellen Künstlern zusammen. Welche berühmten Persönlichkeiten nehmen daran teil?

„In der mittelböhmischen Stadt Beroun wird zum Beispiel der bekannte Dirigent und Geiger Jan Talich auftreten und zusammen mit den Kindern ein Konzert geben. Die Karlsbader Symphoniker veranstalten einen großen Event in Karlsbad. Dann gibt es aber auch Solisten wie Jiří Bárta, Jaroslava Pěchočová, den Pianisten Ivo Kahánek oder die Sopranistin Kateřina Kněžíková.“

Wird Magdalena Kožená, deren Stiftung das ganze ja organisiert, dieses Mal auch selbst auftreten?

ZUŠ-Happening mit Magdalena Kožená  (Foto: Jiří Sláma,  Archiv SMART Communication)
„Magdalena Kožená wird drei Orte besuchen, ihre Fahrt beginnt in Liberec. Dort findet eine große Veranstaltung von allen Kunstschulen des Kreises statt. Es nehmen 50 Nachwuchssänger teil, die zusammen mit Magdalena auftreten. Danach wird sie nach Benátky nad Jizerou fahren und dort zusammen mit zahlreichen Schulen auftreten. Am Ende kommt sie dann nach Prag. Aber zuerst wird sie das Agnes-Kloster besuchen, wo wir ein großes Konzert im Rahmen des Internationalen Musikfestivals Prager Frühling veranstalten. Dabei werden die ersten ausgewählten begabten Kinder mit ihren Mentoren auftreten. Des Weiteren werden dort junge Maler ihre Arbeiten präsentieren. Magdalena kommt dann in den Waldstein-Garten, wo unter der Schirmherrschaft des Senats ein Konzert der Prager Kunstschulen stattfindet. Überall werden die Kinder mit Magdalena ein bestimmtes Lied in Begleitung von Emil Hradecký aufführen.“

ZUŠ-Happening  (Foto: Martina Schneibergová)
Eigentlich war es die Idee der Opernsängerin Magdalena Kožená, dieses Happening zu veranstalten. Wo hat sie sich inspirieren lassen?

„Ihre Idee dazu stammt eigentlich von der Leitung der Stiftung Magdalena Koženás. Das sind zum Beispiel der Generaldirektor David Mareček von der Tschechischen Philharmonie, Dana Syrová oder David Dittrich, der Manager von Magdalena Kožená ist und gleichzeitig künstlerischer Direktor des Musikfestivals Concentus Moraviae.“

Es wird sogar eine Oper von den Musikschülern aufgeführt mit dem Titel „Ode an die Olomoucké tvarůžky“, also die Olmützer Quargel. Was hat es damit auf sich?

„Bei diesem Projekt gibt es auch viele Premieren. Und zwar nicht nur die ‚Ode an die Olomoucké tvarůžky‘ von Tomáš Hanzlík, sondern auch viele Singspiele oder auch Premieren von Instrumentalmusikern. Das zeigt zudem, dass an den Schulen junge Komponisten mitwirken und außerdem die große Qualität der Schulen. Sie sind in der Lage, ein Werk einzustudieren und aufzuführen.“

ZUŠ-Happening  (Foto: Martina Schneibergová)
Sie können den Musikunterricht hier mit dem in Deutschland vergleichen, weil Sie die Bedingungen kennen. Sie haben an der Hochschule für Musik in Karlsruhe studiert. Wo liegen die Unterschiede?

„In Deutschland existieren keine staatlichen Kunstschulen für Kinder. Stattdessen gibt es private Schulen für zahlreiche Nachmittagsaktivitäten. Was die Qualität betrifft, gibt es in Deutschland zwar sehr gute Lehrer für alle Kunstrichtungen, aber es fehlt eine solche Systematik wie in Tschechien. Die Eltern müssen auch mehr zahlen und die Lehrer wirklich persönlich aussuchen. In Tschechien dahingegen gibt es wirklich Schulen im wahrsten Sinne des Wortes, die auch Zeugnisse vergeben.“

Haben Sie selbst auch eine „Zuška“ besucht?

„Ich habe auch eine ,Zuška‘ besucht und auch eines meiner Kinder besucht eine und spielt dort Klavier. Ich selbst habe vier Jahre an einer Musikschule unterrichtet.“

Wie waren die Reaktionen auf dieses Happening im vergangen Jahr?

„Wir haben viel sehr schönes und emotionales Feedback bekommen. Vor allem waren natürlich die Eltern begeistert. Mir bereitet ebenfalls viel Freude, dass auch Politiker und berühmte Persönlichkeiten mehr Interesse am System der Kunstschulen zeigen, aber auch an den Problemen der Institution. Das ist auch das Ziel.“

Mehr über das Programm des Happenings erfahren Sie unter www.zusopen.cz