Täglicher Nachrichtenüberblick

Krisenstab: Tschechen sollten von Türkei-Reisen absehen – vorerst keine Evakuierung

Das Außenministerium in Prag hat am Samstagnachmittag die tschechischen Bürger aufgerufen, nach dem vereitelten Militärputsch in der Türkei nicht nach Ankara, Istanbul und den Südosten des Mittelmeerlandes zu reisen. In den anderen Regionen der Türkei sollten sie sehr umsichtig sein. Die Tschechische Republik wird gegenwärtig ihre Bürger nicht aus der Türkei evakuieren. Im Falle, die Lage verschlechtert sich, sei man allerdings darauf vorbereitet, mit Hilfe einer Militär-Sondermaschine binnen zwei Stunden die Landsleute in die Heimat auszufliegen, sagte Außenminister Lubomír Zaorálek im Anschluss an die Sitzung des nationalen Krisenstabs.

In der Türkei halten sich derzeit rund 7000 Tschechen auf, der größte Teil von ihnen sind Urlauber. Die Reisebüros des Landes, die die Sitzung des Krisenstabs abgewartet haben, wissen nun, dass sie ihre Reisen in die Türkei vorerst nicht stornieren müssen. Die Entscheidung, nach den Ereignissen der letzten Stunden überhaupt in ein türkisches Urlaubsziel reisen zu wollen, aber obliegt jedem ihrer Kunden persönlich, betonen die Reiseunternehmen. Zudem ist die Situation im Flugverkehr noch nicht stabil. Am Samstag starteten nur vereinzelt Flugzeuge von Prag nach Istanbul und Antalya, nicht aber nach Ankara. Besonders in Istanbul ist der Flugbetrieb noch chaotisch, An- und Abflugzeiten änderten sich ständig, hieß es.

Für Zeman wichtig: Kein Blutvergießen in der Türkei und Wahrung der Demokratie

Tschechiens Präsident Miloš Zeman verfolgt sehr aufmerksam die Situation in der Türkei nach dem gescheiterten Putschversuch von Teilen der türkischen Armee. Es sei für den Präsidenten am Wichtigsten, dass ein Blutvergießen verhindert werde und dass die demokratischen Prinzipien in der Türkei eingehalten werden, erklärte der Sprecher des Staatsoberhaupts gegenüber tschechischen Medien. Der Direktor der außenpolitischen Abteilung der Präsidialkanzlei, Hynek Kmoníček, ist im ständigen Kontakt mit dem tschechischen Botschafter in Ankara. Präsident Zeman selbst ist am frühen Samstagmorgen von Ulan Bator nach Prag abgereist. In der mongolischen Hauptstadt nahm er am Asien-Europa-Gipfel (Asem) teil.

Premier Sobotka: Sicherheit von Tschechen in der Türkei hat Priorität

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Putschversuchs von Teilen der türkischen Armee ist in Prag die tschechische Regierung aktiv geworden. Sie sehe es als ihre vordergründige Aufgabe an, sich um die tschechischen Bürger zu kümmern, die derzeit in der Türkei weilen, teilte Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) in einer Pressemitteilung mit. Bereits in der Nacht hat die Regierung eine Empfehlung herausgegeben, nach der Tschechen gegenwärtig nicht in die Türkei reisen sollten. Diejenigen, die sich momentan im Land am Bosporus aufhalten, wurden zur Vorsicht gemahnt. Für Samstagnachmittag wurde in Prag der Krisenstab des Staates einberufen.

Wie eine Sprecherin des Václav-Havel-Flughafens in Prag mitteilte, sind die morgendlichen Flüge von Istanbul nach Prag (planmäßige Landung: 9 Uhr) und zurück (planmäßiger Start: 9.55 Uhr) gestrichen worden. Sobald der regelmäßige Flugverkehr in Ankara und Istanbul wiederhergestellt ist, werde man sich um die sichere Heimkehr der tschechischen Landsleute bemühen, äußerte Premier Sobotka. Die Türkei gehört zu den beliebtesten Urlaubzielen tschechischer Touristen.

Präsident Hollande sagt Prag-Besuch wegen Terroranschlag in Nizza ab

Der französische Präsident François Hollande hat seinen für kommenden Mittwoch geplanten Besuch in Tschechien abgesagt. Der Grund dafür sei der Terroranschlag am vergangenen Donnerstag in Nizza, bei dem 84 Menschen getötet wurden. Das habe die französische Botschaft der Kanzlei von Präsident Zeman mitgeteilt, informierte am Samstag Präsidentensprecher Jiří Ovčáček.

Hollande wollte am 20. Juli in Prag eintreffen als einer Station seiner dreitägigen Reise durch fünf europäische Länder. Bei dieser Tour wollte Hollande für eine stärkere europäische Zusammenarbeit nach dem Brexit werben. In einem Referendum haben die Briten ihren EU-Austritt beschlossen. Bei seinem Aufenthalt in Prag hatte Hollande Gespräche mit Präsident Miloš Zeman und Premier Bohuslav Sobotka geplant. Seine Reise sollte ihn außerdem nach Portugal, Österreich, die Slowakei und nach Irland führen.

Sicherheitscheck: In Tschechien gilt nach Nizza weiter Stufe eins

Tschechien hat keine Information darüber, dass dem Land die direkte Gefahr eines terroristischen Angriffs drohe. Daher gelte auch weiterhin die erste Sicherheitsstufe zur Abwendung einer terroristischen Bedrohung. Dies ist das Ergebnis der Beratung von Premier Bohuslav Sobotka mit den Chefs der tschechischen Nachrichtendienste am Freitagnachmittag. Nach dem Terroranschlag im französischen Nizza, dem 84 Menschen zum Opfer fielen, wurde auf dieser Besprechung die allgemeine Sicherheitslage analysiert. Die Beratungsteilnehmer waren sich einig, dass man die bestehende Sicherheitsstufe nicht ändern müsse. Die Stufe eins von vier möglichen in Tschechien gilt seit dem 22. März. Die Regierung beschloss sie als Reaktion auf die terroristischen Angriffe auf den Flughafen und die Metro der belgischen Metropole. Seitdem werden in Tschechien mehrere strategisch wichtige Objekte wie Flughäfen und Bahnhöfe stärker überwacht. Zudem werden die Schauplätze von Kultur- und Sportveranstaltungen mit großem Menschenaufkommen intensiver ins Visier genommen.

Interesse an alten Naturreligionen wächst in Tschechien, aber noch gering

Für die vorchristlichen Naturreligionen, wie beispielsweise der Kelten, Slawen und Germanen, interessieren sich die Tschechen weit weniger als die Menschen in anderen europäischen Ländern. Das Interesse an den uralten Traditionen und ihrer Erneuerung aber ist hierzulande in der letzten Zeit gewachsen. Zu dieser Einschätzung kamen Experten unisono am Freitag auf einer Pressekonferenz der tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag. Sie traten unmittelbar vor Beginn des Europäischen Kongresses Ethnischer Religionen (Ecer) vor die Medien.

In Tschechien seien die Religiosität sowie alle Indikatoren, die mit den Religionen zusammenhängen, sehr niedrig, sagte der Religionsforscher Ivan Štampach. Das treffe seiner Meinung nach auch auf die christliche Kirche zu. Die Rückkehr zur Religion unserer Vorfahren, der Slawen oder anderer europäischer Ethnien sei deshalb der Versuch einer Alternative. Doch auch diese Alternative sei in Tschechien, einem skeptischen Land, nicht besonders ausgeprägt, erklärte Štampach. Gegenüber Erhebungen von vor fünf Jahren, sei das Interesse an ihr jedoch leicht gestiegen, bemerkten die Experten.

Der Europäische Kongress Ethnischer Religionen findet erstmals in Prag statt. Bis zum Sonntag werden sich rund 70 Vertreter aus ganz Europa auf ihrem Fachgebiet austauschen.

Olympia: Präsident Zeman und Ministerin Valachová gastieren in Rio

An der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro wird als Ehrengast auch der tschechische Staatspräsident Miloš Zeman teilnehmen. Mehrere Wettkämpfe mit tschechischer Beteiligung wird hingegen die Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Kateřina Valachová (Sozialdemokraten), hautnah verfolgen. In Rio werden zudem einige Abgeordnete aus Prag zugegen sein, informierte die Nachrichtenagentur ČTK. Das Präsidentenpaar werde schon traditionell vom Tschechischen Olympischen Komitee (ČOV) zu den Spielen eingeladen, erklärte dazu Präsidentensprecher Jiří Ovčáček. Die Sommerspiele in Rio werden am 5. August feierlich eröffnet. Präsident Zeman und Gattin werden vom 3. bis 6. August in Brasilien weilen.

Tennis – Davis-Cup: Tschechien liegt gegen Frankreich 1:2 hinten

In der Viertelfinalbegegnung des Tennis-Davis-Cups zwischen Tschechien und Frankreich liegen die Gastgeber nach dem zweiten Tag 1:2 zurück. In einem packenden Match unterlag das tschechische Doppel Lukáš Rosol / Radek Štěpánek am Samstag in Třinec den Weltranglisten-Ersten Pierre-Hugues Herbert und Nicolas Mahut nach drei Stunden mit 2:3 Sätzen. Die frischgebackenen Wimbledonsieger gewannen mit 6:1, 3:6, 6:3, 4:6 und 6:4.

Die beiden Auftakteinzel am Freitag wurden überraschend von der jeweiligen Nummer zwei beider Teams gewonnen. In der ersten Begegnung bezwang Lukáš Rosol den Zehnten der Weltrangliste, den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga, in fünf Sätzen: 6:4, 3:6, 4:6, 7:6 und 6:4. Das dramatische Duell dauerte knapp vier Stunden. In der zweiten Partie unterlag Jiří Veselý gegen Lucas Pouille in drei Sätzen mit 6:7, 4:6 und 5:7. Doch auch Pouille liegt in der Weltrangliste weit vor Veselý, exakt um 29 Plätze. Wegen der Tragödie von Nizza spielen die Gäste mit Trauerflor. Am Sonntag trifft Veselý im dritten Einzel auf Tsonga. Sollte der Tscheche zum Stand von 2:2 ausgleichen können, fällt die Entscheidung in der abschließenden Partie zwischen Rosol und Pouille.

Leichtathletik: Holuša läuft neuen Landesrekord über 1500 Meter

Beim Leichtathletik-Meeting der Diamond League am Freitagabend in Monaco haben drei tschechische Top-Athleten mit guten Leistungen überzeugt. Auf der 1500-Meter-Strecke hat Jakub Holuša den von ihm selbst gehaltenen Landesrekord um fast eine Sekunde verbessert. Seine Zeit von 3:33,36 Minuten reichte in dem auserlesenen Feld indes nur für den achten Platz. Ins Ziel kam er jedoch als zweitbester Europäer hinter dem britischen Star Mo Farah. 400-Meter-Läufer Pavel Maslák, vor einer Woche in Amsterdam noch Vize-Europameister, unterbot seine persönliche Saisonbestleistung um 18 Hundertstel. Mit der Zeit von 45,13 Sekunden wurde er Sechster. Auch Doppel-Olympiasiegerin Barbora Špotáková konnte sich gegenüber der EM in Amsterdam steigern. Mit der Weite von 63,34 Meter belegte sie den dritten Platz.

Das Wetter am Sonntag: bewölkt bis heiter, etwas Regen, bis 25 Grad

Am Sonntag ist es in Tschechien bewölkt bis bedeckt, vorübergehend aber auch heiter. Örtlich Regen oder Schauer, in Böhmen vereinzelt auch Gewitter. Gegen Abend nehmen die Wolken samt Niederschlägen ab. Die Tageshöchstwerte liegen bei 21 bis 25 Grad Celsius, in Lagen über 1000 Meter erreichen sie maximal 16 Grad Celsius. Es weht ein mäßiger Wind aus Nordwest bis Nord.