Norbert und Benedikt: Klosterbiere aus Prag

Strahovský pivovar, foto: Ondřej Tomšů

Im Sommer schmeckt das Bier am besten. Deswegen starten wir eine mehrteilige Serie, in der wir einige traditionsreiche und bekannte Prager Brauereien und Bierstuben vorstellen. Anfangen möchten wir in der Wiege der Bierbraukunst hierzulande. Und die befindet sich in den Klöstern.

Foto: Ondřej Tomšů
Der erste schriftliche Beleg über das Bierbrauen in Böhmen stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und bezieht sich auf das Benediktiner-Kloster in Prag-Břevnov. Gegründet wurde das Stift aber schon viel früher, nämlich im Jahre 993. Kurz danach sollen die Mönche bereits Bier hergestellt haben.

„Früher hatte jedes Kloster seine eigene Brauerei. Bier galt dabei nicht als alkoholisches Getränk, sondern als Teil der Nahrung. Anfangs haben die Mönche es für ihren eigenen Bedarf gebraut. Mit der Zeit wurde das Bierbrauen zu einer beliebten Einkommensquelle.“

Das erzählt Petr Janík. Er und seine Freunde haben die Brau-Tradition in dem Prager Kloster 2011 wiederbelebt. In den ehemaligen Klosterställen entsteht seitdem das Bier „Benedikt“.

Petr Janík  (Foto: Ondřej Tomšů)
„Unsere Kapazität liegt bei 3000 Hektolitern pro Jahr. Wir produzieren durchgehend fünf Biersorten: dunkles Lagerbier, helles Lagerbier, Ipa, Imperial Lager und Imperial Stout. Verkauft wird allerdings zu 70 Prozent helles Lagerbier.“

Das Bier kann man im nahen Klosterrestaurant probieren, bald wollen die Braumeister aber eine eigene Schenke aufmachen. Die Brauerei bietet außerdem Führungen durch den Betrieb, und zwar auch in deutscher Sprache.

Die Gelegenheit, sich in eine Klosterschenke zu setzen und das dort gebraute Bier zu trinken, bietet sich nur wenige Kilometer weiter im Prämonstratenser-Kloster Strahov. Anders als in den vergangenen Jahrhunderten gilt auch dort heute: Der Gerstensaft wird nicht von den Mönchen selbst, sondern von Experten hergestellt. In der unmittelbaren Nähe zur Prager Burg stößt Betriebsmanager Marek Kocvera mit einem Spezialbier an:

„Es ist eine Neuigkeit, unser Experiment namens Sakura Dark Ale. Es handelt sich um ein obergäriges dunkles Bier, stark fruchtig dank dem aromatischen Hopfen und den Blättern der Japanischen Blütenkirsche. Diese verleihen dem Bier nicht nur das Aroma, sondern auch eine Art Tee-Geschmack.“

Strahover Klosterbierbrauerei  (Foto: Ondřej Tomšů)
In der Strahover Klosterbierbrauerei werden sowohl traditionelle als auch moderne Biersorten hergestellt. Benannt wurden sie nach dem Gründer des Prämonstratenser-Ordens, dem „Heiligen Norbert“.

„70 bis 80 Prozent unserer Produktion ist untergäriges Bier, eine Art Lagerbier, in unserem Fall nicht ganz typisch, weil es stärker und halbdunkel ist. Vor allem im Sommer brauen wir aber auch obergäriges Bier englischen Typs. Sein Vorteil ist, dass der Brauvorgang nicht so lange dauert.“

Die Gesamtproduktion pro Jahr liegt bei 1600 Hektoliter. 95 Prozent davon werden direkt in der Brauerei ausgeschenkt, der Rest bei verschiedenen Bierfestivals und Wettbewerben. Im Restaurant wird außerdem böhmische Küche serviert. Die Gerichte müssten zum Bier passen, betont Kocvera.

Marek Kocvera  (Foto: Ondřej Tomšů)
„Das Bier ist in einigen Gerichten sogar Zutat, wie im Bier-Gulasch oder der Schweinelende mit Bier- und Ingwersoße. Wir machen zudem Marinaden und Dressings aus Bierwürze. Unsere Spezialität ist Bier-Eis, eine Art Sorbet.“

In einem sind sich die Fachleute aus Břevnov und Strahov jedoch einig: Das Bier, das in ihren Klosterbrauereien im Mittelalter gebraut worden war, würde heute kaum noch auf Gefallen stoßen. In Břevnov wird es zu besonderen Anlässen dennoch nach dem alten Verfahren hergestellt, aber:

Ihm schmecke es nicht, sagt Petr Janík und fährt fort:

„Die Technologie war damals anders als heute. Bei der Filtration nutzen wir heute ein Metallsieb, damals wurde eine Schicht Stroh oder Weidenruten verwendet. Daraus hat sich ein zusätzliches Aroma ins Bier eingeschlichen. Außerdem wurde das Bier in einem Kessel auf offenem Feuer gebraut, deswegen brannte es manchmal an. Und produziert wurde es aus Wildhopfen, der nicht so herb ist wie der Heutige Kulturhopfen.“

Ob nun mit dem urtümlichen Gerstensaft, modernem Bier oder Bier-Eis – Prost auf die Klosterbrauereien.